Die Post in Mönninghausen

 

Die "Post-Zentrale": Die Gastwirtschaft Jassmeier

Mit dem nachstehenden Beitrag soll versucht werden, die Entwicklung  des Postdienstes in Mönninghausen in den Jahren 1925-1996 aufzuzeichnen. Die Ausführungen beruhen zum Teil auf persönlichen Erinnerungen mündlichen Überlieferungen und konkreten Unterlagen der Postverwaltung. Aus den Heimatblättern der Geseker Zeitung  aus dem Jahre 2007 geht hervor, dass in Mönninghausen  am 10.02.1925 eine Posthilfsstelle bestand. Zu den Aufgaben der Posthilfsstelle gehörte u.a. der Verkauf von Postwertzeichen, die Annahme von gewöhnlichen Briefen, die Leerung des Postbriefkastens, die Übergabe der eingelieferten Postsendungen an den Landzusteller usw. Inhaber der Posthilfsstelle war seit dem 1. April 1928 der am 06.08.1890 geborene Gastwirt Joachim Jassmeier.

 

Gasthof und Poststelle Jassmeier um 1930

Postkartensammlung Franz Jakob 

 

Neue Zeiten brechen an: "Landpostverkraftung"


Die Zustellung wurde von einem Landzusteller von Ehringhausen aus durchgeführt. Dort war eine Postagentur eingerichtet. Ehringhausen lag an der Bahnstrecke Soest - Paderborn und die Post wurde über eine Bahnpost für die Gemeinden  Ehringhausen, Mönninghausen, Bönninghausen nach dort befördert.

Ab 1926 gab es Bestrebungen der Reichspostverwaltung den Landpostdienst neu zu regeln und eine Landpostverkraftung einzuführen. Diese Landpostverkraftung für den Bereich Lippstadt wurde am 01. August 1931 eingeführt. Die bisherige Versorgung über einen Landzusteller der Postagentur Ehringhausen wurde dem Postamt Lippstadt übertragen. In Lippstadt wurden Kraftwagen eingesetzt, die die einzelnen Orte anfuhren und die für die Zustellung vorliegenden Sendungen dort anlieferten. Gleichzeitig wurden die eingelieferten Sendungen abgeholt.

Mönninghausen gehörte zum Kurs I - Lippekurs - und wurde von Montag bis Freitag vormittags gegen 09.50 Uhr  und nachmittags gegen 17.20 Uhr von Bönninghausen kommend  angefahren. An Samstagen und Sonntagen fand nur die Vormittagsfahrt statt. Für die Bedienung der Kunden wurden in den einzelnen Orten Poststellen eingerichtet, die sowohl den Annahmedienst, wie auch den Zustelldienst wahrnahmen. Zum Geschäftsbetrieb der neuen Poststelle gehörte der Vertrieb von Postwertzeichen, die Annahme und Ausgabe von Postsendungen aller Art, die Überbringung von Telegrammen  sowie die Vermittlung von Ferngesprächen. Außerdem zahlten sie für ihren Zustellbereich die Renten aus.

Erster Posthalter wurde der bisherige Inhaber der Posthilfsstelle, Joachim Jassmeier. Erster Zusteller nach der Landpostverkraftung war Ignatz Niermann. Er übte diese
 

Tätigkeit bis zum 31. 12.1946 aus. Danach wurde die Zustellung von folgenden Personen ausgeführt: Vom 01.01.1947 bis zum 30.04.1949 Theodor Gerstenberg, vom 01.05.1949 bis zum 22.07.1954 Georg Peikert - er stellte gleichzeitig in Bönninghausen zu - und vom 1.3.1954 bis zum 30.9.1975 Ewald Jassmeier. Neben der Tätigkeit als Posthalter mit 15 Wochenstunden übernahm Ewald Jassmeier noch 27 Wochenstunden im Zustelldienst. Er war damit vollbeschäftigt. 

 

Der erste Posthalter: Joachim Jassmeier um 1980 vor den Hoheitszeichen der Deutschen Bundespost. Die Poststelle befand sich in Nebenräumen der Gaststätte Jassmeier. Foto: Franz Jakob

 
 
Reine Mathematik:  Die Einführung der Postleitzahlen

Im Zuge der Neuorganisation erhielt Mönninghausen auch eine neue postamtliche Anschrift. Sie lautete :  Mönninghausen - Lippstadt  Land. In diesem Zusammenhang ist auch die Entwicklung der Postanschriften in Mönninghausen erwähnenswert. Im Jahre 1941 wurde das Reichsgebiet in Leitgebiete aufgeteilt und in einem ersten Schritt eine zweistellige Postleitzahl eingeführt. Der Regierungsbezirk Arnsberg erhielt die Postleitzahl  21 b. Im Jahre 1961 wurde die vierstellige Postleitzahl eingeführt. Die Bundesrepublik wurde in sieben Leitzonen eingeteilt. Düsseldorf  wurde als Leitzone 4 eingestuft. Lippstadt mit seinem Amtsbereich erhielt die Postleitzahl 4780. Die im Amtsbereich vorhanden Poststellen erhielten alle die PLZ 4781. Mit großem Werbeaufwand wurde in der Bevölkerung für die Anwendung der neuen Postleitzahlen geworben. Der Slogan lautete: Vergiss mein nicht - die PLZ, der schnelle Wegbegleiter. Als Grundlage für die Automatisierung der Briefverteilung und die Bildung von Briefzentren wurde im gesamten Bundesgebiet im Jahre 1993 die fünfstellige Postleitzahl eingeführt. Geseke erhielt die Postleitzahl  59590. Diese Postleitzahl gilt bis heute für die Stadt Geseke und für alle Ortsteile. Damit auch für Mönninghausen. In einer Werbekampagne unter dem Motto: „Fünf ist  Trümpf“ wurde für die Anwendung dieser Postleitzahl geworben.

Alles aus einer Hand: Die Post-Dynastie der Familie Jassmeier bis 1996

Joachim Jassmeier war bis zu seiner Verrentung am 31. Dezember 1953 Posthalter in Mönninghausen. Zu seinem Nachfolger wurde sein Sohn Ewald Jassmeier am 01. Januar 1954 berufen. In die Amtszeit des Posthalters Joachim Jassmeier fiel auch der 2. Weltkrieg. Für die Post kamen aufgrund ihrer ursprünglichen Aufgabe, nämlich der Nachrichtenübermittlung, besondere Aufgaben zu. Für die Soldaten im Kriegseinsatz wurde eine Feldpost eingerichtet, die die Post- und Paketversorgung der Soldaten regelte. Der Poststelle oblag, lang erwartete Briefe von der Front den Familien zuzustellen. Wie viel Leid durch die Übermittlung von traurigen Nachrichten, wie viel Freude durch einen sehnlich erwarteten Brief von der Front oder aus der Gefangenschaft, diese Poststelle vermittelt hat, lässt sich heute nur erahnen.  

Das Gesetz über die kommunale Neuordnung des Landes Nordrhein Westfalen trat  ab dem 01. Januar 1975 in Kraft. Dieses Gesetz hatte auch erhebliche Auswirkungen auf die postalische Organisation. Es war vorgesehen, in jeder neuen politischen Gemeinde nur noch eine Zustellbasis einzurichten. Für Mönninghausen bedeutete dieses, dass die Zustellung vom Zentralort Geseke aus  erfolgen musste. Die betrieblichen Vorgaben wurden am 01.10.1975 vollzogen. Aus personellen Gründen wurde der Posthalter Ewald Jassmeier nach Geseke versetzt und führte von dort aus die Zustellung u.a. für Mönninghausen mit einem Kraftfahrzeug aus. Die bisherige Poststelle wurde in eine Annahmepoststelle umgewandelt. Sie erhielt die Bezeichnung  Geseke  4 “. Posthalterin wurde ab 01.10.1975 die Ehefrau des Ewald Jassmeier, Gertrud Jassmeier, geb. Rieländer.

Am 01.12.1992 erfolgte die Verlegung der Poststelle in das Eigenheim der Familie Jassmeier in der Straße “ Rünkamp 4 “. Frau  Gertrud Jassmeier übte  die Tätigkeit bis zu ihrer Verrentung am 31.05.1994 aus. Nachfolgerin ihrer Mutter wurde ab 01.06.1994 Petra Schwarze, geb. Jassmeier. Frau Schwarze war die letzte Posthalterin in Mönninghausen, denn die Poststelle wurde am 31.01. 1996 geschlossen. Damit endete die Postgeschichte der  Gemeinde Mönninghausen nach über  70 Jahren.

Es ist sicherlich nicht vermessen, an dieser Stelle der Familie Jassmeier, die in all` diesen Jahren Dienst für den Bürger geleistet hat, Dank und Anerkennung auszusprechen. Was bleibt ist die Erinnerung an alte Zeiten.

 

Posthalter der Poststelle Mönninghausen: Auf diesem Foto aus dem Jahre 1972 sind vier ehemalige und eine zukünftige Posthalterin zu sehen. Von links: Ewald Jassmeier, Ehefrau Gertrud geb. Rieländer, Emmy und Joachim Jassmeier.  Kinder Barbara, Jürgen, Jutta, Brigitta und Petra, später verh. Schwarze. Foto: Franz Schweins

 

Ein Jahr zu früh: Ein persönliches Erlebnis von Autor Heinrich Strunk aus Lippstadt


Abschließend noch einige persönliche Erinnerungen an die Post in Mönninghausen. Am 21. Februar 1971 machten sich der ehemalige Amtsvorsteher des Postamtes Lippstadt, Postoberrat Franz Hundt  und meine Person als  Vorsitzender  des Personalrats festlich gekleidet  auf den Weg nach Mönninghausen, um den Eheleuten Jassmeier zur Goldenen Hochzeit zu gratulieren. Ausgestattet mit einem Blumenstrauß, einem Glückwunsch- schreiben und einem Geldgeschenk betraten wir die Gaststätte. Es war Karneval. Zu unserer Verwunderung trafen wir den Jubelbräutigam  hinter der Theke an. Dieser war ebenfalls über unseren Besuch sehr verwundert. Nach der Erklärung des Grundes unseres  Besuchs stellte sich  heraus, dass die Goldene Hochzeit erst ein Jahr später, nämlich am 21. Februar 1972 stattfindet. Den richtigen Besuch haben wir im Jahre 1972 nachgeholt.

 

Eine vierspännige Postkutsche an der Poststelle und Gasthof Jassmeier in Mönninghausen im Jahr 1990: Foto Franz Jakob

 
 

Trotz großer Feier: Postkutschenüberfall an der Bönninghauser Mühle


Im Jahre 1990 feierte die Deutsche Bundespost 500 Jahre ihres Bestehens. Aus diesem Grunde wurden auf historischen Postkursen Sternfahrten nach Bonn mit originalen Postkutschen durchgeführt. Einer dieser Kurse von Wolfsburg nach Siegburg berührte in einem Streckenabschnitt  - Paderborn nach Lippstadt   - am 05.06. 1990  auch Mönninghausen. Start der zwei mit je vier Friesenpferden bespannten Postkutschen war um 07.00 Uhr in Paderborn. Für die Mitfahrt konnte man einen Reisegutschein vorab buchen. Zu den Reiseteilnehmern gehörte u.a. Ewald Jassmeier und meine Person. In Paderborn wurden wir zunächst in historische Gewänder eingekleidet. Über Nebenstraßen ging die Fahrt über Salzkotten, Geseke, Mönninghausen nach Lippstadt. Unter den Fahrtteilnehmern befand sich auch der Leiter der Sparkassenfiliale Bad Waldliesborn. Die Mitglieder des Kegelclubs von Ewald Jassmeier hatten an der Bönninghauser Mühle einen Postkutschenüberfall vorbereitet. Dieser Zwischenfall trug zur Erheiterung der Fahrtteilnehmer bei. Bei einer kurzen Rast in Mönninghausen wurden wir von Frau Jassmeier bewirtet. Weiter ging die Fahrt nach  Lippstadt. Auf dem Rathausplatz wurden die Postkutschen und die Fahrtteilnehmer u.a. vom Bürgermeister der Stadt herzlich begrüßt. Die Fahrt war für die Teilnehmer ein bleibendes  Erlebnis.


Veröffentlichung des Artikels mit freundlicher Genehmigung des Autors Heinrich Strunk aus Lippstadt.


Herzlichen Dank für die Erlaubnis, die beigefügten  Bilder zu veröffentlichen. Die Fotos stammen aus der Bilderchronik des Kulturrings Mönninghausen, sowie von Franz Jakob und Franz Schweins. Die Überschriften im Artikel sind Bernd Müller, webmaster moenninghausen.de, anzulasten.

 

 

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