|
|
Gasthof und
Poststelle Jassmeier um 1930
|
Postkartensammlung Franz Jakob |
Neue Zeiten
brechen an: "Landpostverkraftung"
Die Zustellung wurde von einem
Landzusteller von Ehringhausen aus durchgeführt. Dort war eine
Postagentur eingerichtet. Ehringhausen lag an der Bahnstrecke
Soest - Paderborn und die Post wurde über eine Bahnpost für die
Gemeinden
Ehringhausen, Mönninghausen, Bönninghausen nach dort befördert.
Ab 1926 gab es Bestrebungen der
Reichspostverwaltung den Landpostdienst neu zu regeln und eine
Landpostverkraftung einzuführen. Diese Landpostverkraftung für
den Bereich Lippstadt wurde am 01. August 1931 eingeführt. Die
bisherige Versorgung über einen Landzusteller der Postagentur
Ehringhausen wurde dem Postamt Lippstadt übertragen. In
Lippstadt wurden Kraftwagen eingesetzt, die die einzelnen Orte
anfuhren und die für die Zustellung vorliegenden Sendungen dort
anlieferten. Gleichzeitig wurden die eingelieferten Sendungen
abgeholt.
Mönninghausen gehörte zum Kurs I -
Lippekurs - und wurde von Montag bis Freitag vormittags gegen
09.50 Uhr und
nachmittags gegen 17.20 Uhr von Bönninghausen kommend
angefahren. An Samstagen und Sonntagen fand nur die
Vormittagsfahrt statt. Für die Bedienung der Kunden wurden in
den einzelnen Orten Poststellen eingerichtet, die sowohl den
Annahmedienst, wie auch den Zustelldienst wahrnahmen. Zum
Geschäftsbetrieb der neuen Poststelle gehörte der Vertrieb von
Postwertzeichen, die Annahme und Ausgabe von Postsendungen aller
Art, die Überbringung von Telegrammen
sowie die Vermittlung von Ferngesprächen. Außerdem
zahlten sie für ihren Zustellbereich die Renten aus.
Erster Posthalter wurde der bisherige Inhaber der
Posthilfsstelle, Joachim Jassmeier. Erster Zusteller nach der
Landpostverkraftung war Ignatz Niermann. Er übte diese |
|
Tätigkeit bis zum
31. 12.1946 aus. Danach wurde die Zustellung von folgenden
Personen ausgeführt: Vom 01.01.1947 bis zum 30.04.1949 Theodor
Gerstenberg, vom 01.05.1949 bis zum 22.07.1954 Georg Peikert -
er stellte gleichzeitig in Bönninghausen zu - und vom 1.3.1954
bis zum 30.9.1975 Ewald Jassmeier. Neben der Tätigkeit als
Posthalter mit 15 Wochenstunden übernahm Ewald Jassmeier noch 27
Wochenstunden im Zustelldienst. Er war damit vollbeschäftigt.
|
Der erste Posthalter:
Joachim Jassmeier um 1980 vor den Hoheitszeichen der Deutschen
Bundespost. Die Poststelle befand sich in Nebenräumen der
Gaststätte Jassmeier.
Foto: Franz Jakob
|
Reine Mathematik: Die
Einführung der Postleitzahlen
Im Zuge der Neuorganisation erhielt Mönninghausen
auch eine neue postamtliche Anschrift. Sie lautete :
Mönninghausen - Lippstadt
Land. In diesem Zusammenhang ist auch die Entwicklung der
Postanschriften in Mönninghausen erwähnenswert. Im Jahre 1941 wurde das
Reichsgebiet in Leitgebiete aufgeteilt und in einem ersten Schritt eine
zweistellige Postleitzahl eingeführt. Der Regierungsbezirk Arnsberg
erhielt die Postleitzahl
21 b. Im Jahre 1961 wurde
die vierstellige Postleitzahl eingeführt. Die Bundesrepublik wurde in
sieben Leitzonen eingeteilt. Düsseldorf
wurde als Leitzone 4
eingestuft. Lippstadt mit seinem Amtsbereich erhielt die Postleitzahl
4780. Die im Amtsbereich
vorhanden Poststellen erhielten alle die PLZ
4781. Mit großem
Werbeaufwand wurde in der Bevölkerung für die Anwendung der neuen
Postleitzahlen geworben. Der Slogan lautete:
Vergiss mein nicht - die PLZ, der schnelle Wegbegleiter. Als
Grundlage für die Automatisierung der Briefverteilung und die Bildung
von Briefzentren wurde im gesamten Bundesgebiet im Jahre 1993 die
fünfstellige Postleitzahl eingeführt. Geseke erhielt die Postleitzahl
59590. Diese
Postleitzahl gilt bis heute für die Stadt Geseke und für alle Ortsteile.
Damit auch für Mönninghausen. In einer Werbekampagne unter dem Motto: „Fünf
ist Trümpf“
wurde für die Anwendung dieser Postleitzahl geworben.
Alles aus einer Hand: Die Post-Dynastie
der Familie Jassmeier bis 1996
Joachim Jassmeier war bis zu seiner Verrentung am 31. Dezember
1953 Posthalter in Mönninghausen. Zu seinem Nachfolger wurde
sein Sohn Ewald Jassmeier am 01. Januar 1954 berufen. In die
Amtszeit des Posthalters Joachim Jassmeier fiel auch der 2.
Weltkrieg. Für die Post kamen aufgrund ihrer ursprünglichen
Aufgabe, nämlich der Nachrichtenübermittlung, besondere Aufgaben
zu. Für die Soldaten im Kriegseinsatz wurde eine Feldpost
eingerichtet, die die Post- und Paketversorgung der Soldaten
regelte. Der Poststelle
oblag, lang erwartete Briefe von der Front den Familien
zuzustellen. Wie viel Leid durch die Übermittlung von traurigen
Nachrichten, wie viel Freude durch einen sehnlich erwarteten
Brief von der Front oder aus der Gefangenschaft, diese
Poststelle vermittelt hat, lässt sich heute nur erahnen.
|
|
Das Gesetz über die kommunale Neuordnung des
Landes Nordrhein Westfalen trat
ab dem 01. Januar 1975 in Kraft. Dieses Gesetz hatte auch
erhebliche Auswirkungen auf die postalische Organisation. Es war
vorgesehen, in jeder neuen politischen Gemeinde nur noch eine
Zustellbasis einzurichten. Für Mönninghausen bedeutete dieses, dass die
Zustellung vom Zentralort Geseke aus
erfolgen musste. Die betrieblichen Vorgaben wurden am 01.10.1975
vollzogen. Aus personellen Gründen wurde der Posthalter Ewald Jassmeier
nach Geseke versetzt und führte von dort aus die Zustellung u.a. für
Mönninghausen mit einem Kraftfahrzeug aus. Die bisherige Poststelle
wurde in eine Annahmepoststelle umgewandelt. Sie erhielt die Bezeichnung
“ Geseke
4 “. Posthalterin wurde ab 01.10.1975 die Ehefrau des
Ewald Jassmeier, Gertrud Jassmeier, geb. Rieländer.
Am 01.12.1992 erfolgte die Verlegung der
Poststelle in das Eigenheim der Familie Jassmeier in der Straße “
Rünkamp 4 “. Frau Gertrud
Jassmeier übte die Tätigkeit
bis zu ihrer Verrentung am 31.05.1994 aus. Nachfolgerin ihrer Mutter
wurde ab 01.06.1994 Petra Schwarze, geb. Jassmeier. Frau Schwarze war
die letzte Posthalterin in Mönninghausen, denn die Poststelle wurde am
31.01. 1996 geschlossen. Damit endete die Postgeschichte der
Gemeinde Mönninghausen nach über
70 Jahren.
Es ist sicherlich nicht vermessen, an dieser
Stelle der Familie Jassmeier, die in all` diesen Jahren Dienst für den
Bürger geleistet hat, Dank und Anerkennung auszusprechen. Was bleibt ist
die Erinnerung an alte Zeiten.
|
Posthalter der Poststelle
Mönninghausen: Auf diesem Foto aus dem Jahre 1972 sind vier
ehemalige und eine zukünftige Posthalterin zu sehen. Von links:
Ewald Jassmeier, Ehefrau Gertrud geb. Rieländer, Emmy und
Joachim Jassmeier.
Kinder Barbara, Jürgen, Jutta, Brigitta
und Petra, später verh. Schwarze.
Foto: Franz Schweins
|
Ein Jahr zu früh: Ein persönliches Erlebnis
von Autor Heinrich Strunk aus Lippstadt
Abschließend noch einige persönliche
Erinnerungen an die Post in Mönninghausen. Am 21. Februar 1971 machten
sich der ehemalige Amtsvorsteher des Postamtes Lippstadt, Postoberrat
Franz Hundt und meine Person
als Vorsitzender
des Personalrats festlich gekleidet
auf den Weg nach Mönninghausen, um den Eheleuten Jassmeier zur
Goldenen Hochzeit zu gratulieren. Ausgestattet mit einem Blumenstrauß,
einem Glückwunsch- schreiben und einem Geldgeschenk betraten wir die
Gaststätte. Es war Karneval. Zu unserer Verwunderung trafen wir den
Jubelbräutigam hinter der
Theke an. Dieser war ebenfalls über unseren Besuch sehr verwundert. Nach
der Erklärung des Grundes unseres
Besuchs stellte sich
heraus, dass die Goldene Hochzeit erst ein Jahr später, nämlich am 21.
Februar 1972 stattfindet. Den richtigen Besuch haben wir im Jahre 1972
nachgeholt.
|
Eine vierspännige Postkutsche
an der Poststelle und Gasthof Jassmeier in Mönninghausen im Jahr
1990: Foto Franz Jakob
|
Trotz großer Feier:
Postkutschenüberfall
an der Bönninghauser Mühle
Im Jahre 1990 feierte die Deutsche Bundespost
500 Jahre ihres Bestehens. Aus diesem Grunde wurden auf historischen
Postkursen Sternfahrten nach Bonn mit originalen Postkutschen
durchgeführt. Einer dieser Kurse von Wolfsburg nach Siegburg berührte in
einem Streckenabschnitt -
Paderborn nach Lippstadt
- am 05.06. 1990 auch
Mönninghausen. Start der zwei mit je vier Friesenpferden bespannten
Postkutschen war um 07.00 Uhr in Paderborn. Für die Mitfahrt konnte man
einen Reisegutschein vorab buchen. Zu den Reiseteilnehmern gehörte u.a.
Ewald Jassmeier und meine Person. In Paderborn wurden wir zunächst in
historische Gewänder eingekleidet. Über Nebenstraßen ging die Fahrt über
Salzkotten, Geseke, Mönninghausen nach Lippstadt. Unter den
Fahrtteilnehmern befand sich auch der Leiter der Sparkassenfiliale Bad
Waldliesborn. Die Mitglieder des Kegelclubs von Ewald Jassmeier hatten
an der Bönninghauser Mühle einen Postkutschenüberfall vorbereitet.
Dieser Zwischenfall trug zur Erheiterung der Fahrtteilnehmer bei. Bei
einer kurzen Rast in Mönninghausen wurden wir von Frau Jassmeier
bewirtet. Weiter ging die Fahrt nach
Lippstadt. Auf dem Rathausplatz wurden die Postkutschen und die
Fahrtteilnehmer u.a. vom Bürgermeister der Stadt herzlich begrüßt. Die
Fahrt war für die Teilnehmer ein bleibendes
Erlebnis.
Veröffentlichung des Artikels mit freundlicher Genehmigung des Autors
Heinrich Strunk aus Lippstadt.
Herzlichen Dank für die Erlaubnis,
die beigefügten Bilder zu veröffentlichen. Die Fotos stammen aus
der Bilderchronik des Kulturrings Mönninghausen, sowie von Franz Jakob
und Franz Schweins. Die Überschriften im Artikel sind Bernd Müller,
webmaster moenninghausen.de, anzulasten.
|