Die Kreuzkirche St. Vitus in Mönninghausen |
Es gibt nur wenige Orte, die durch ihren Namen auf eine enge Verbindung zu Mönchen und damit zu einem Kloster hinweisen, wie Mönninghausen (Munichuson, Monekehusen). Dorf und Pfarre in Mönninghausen hatten tatsächlich eine jahrhundertelange Beziehung zu einem Kloster, nämlich Corvey, der Benediktiner-Abtei an der Weser. |
Auf diese führen sich nicht nur der Name des Ortes, sondern auch das Kirchenpatrozinium zurück. Der hl. Vitus war Patron der Abtei Corvey. Seine Verehrung verbreitete sich von hier aus in ganz Westfalen. In der jetzigen Diözese Paderborn sind es aber nicht allzu viele Kirchen mit dem St. Vitus-Patrozinium. Es ist möglich, daß es im 11. Jahrhundert schon eine Ministerialen-Familie von Mönninghausen gab. Vielleicht gehörte ein gewisser Gottfried zu ihr. 1120 gab es zwischen diesem Gottfried und dem Abt Erkenbert von Corvey eine Auseinandersetzung. Es ging um Rechte über verschiedene Klosterhöfe, wozu auch Munichuson zählte. Corvey hatte eine Niederlassung von Mönchen hier, und zwar zur Verwaltung bestimmter Einkünfte aus dem Ort selbst und mehreren umliegenden Höfen. Durch Papsturkunden (1154 Papst Adrian, 1184 Papst Lucius) werden dem Kloster seine Besitzungen hier bestätigt, darunter auch der Zehnte öde curia Munichuson. Abt Thetmar (1205 - 1216) übertrug das Amt Mönninghausen dem Ritter Albert von Störmede als erbliches Amtslehen, nachdem Gottschalk von Mönninghusen wegen Mißbräuchen des Amtes entsetzt war. So kam das Vitsamt an die Herren von Störmede. Die letzte dieser Familie, die Erbtochter Kunigunde von Störmede, brachte das Vitsamt 1291 auf ihren Gemahl Friedrich von Hörde. Vorher, nämlich 1277, hatte Bischof Simon von Paderborn Mönninghausen für 300 Mark vom Corveyer Stift als Pfand erhalten, dann an Albert von Störmede für 400 Mark weiterverpfändet. |
St. Vitus Kirche im Jahre 2000 |
Bis zur sog. Säkularisation blieb das Vitsamt bei der Familie von Hörde. Diese Familie wurde jedesmal vom Corveyer Abt zur gesamten Hand damit belehnt. Grundherr in Mönninghausen war also Kloster Corvey, als Amtslehen gehörte es der Familie von Hörde. Kirchenrechtlich war zuständig der Erzbischof von Köln, ab 1821 der Bischof von Paderborn. Landesherr war bis zur Säkularisation der Erzbischof und Kurfürst von Köln. Mönninghausen war eine Gemeinde im Herzogtum Westfalen, seit 1816 preußisch. Nach der kommunalen Gebietsreform verlor das Dorf 1975 seine Selbständigkeit und wurde Ortsteil der Stadt Geseke. Sehr groß war die Gemeinde nie. So wohnten dort z. B. 1912 550 Einwohner (ausschließlich Katholiken). Gemeindefläche: 667 ha. Der Haupterwerb war die Landwirtschaft neben einigen Handwerksbetrieben. Heute hat sich das allerdings sehr verändert, wie auch das Dorfbild sich gewandelt hat. |
Bau einer Kirche und Entstehung einer Pfarre gehen auf die Mönche von Corvey zurück, die auch wohl anfangs die Seelsorge ausübten. 1294 wird der Priester Arnold als Vikar der Mönninghäuser Kirche bezeichnet. Die Pfarre scheint erst um 1300 Selbständigkeit erreicht zu haben. Die Einnahmen des Pastors zu Mönninghausen beliefen sich zu dieser Zeit auf nur drei Mark. Das sog. Kollationsrecht lag immer beim Abt von Corvey. Die Investitur des Pfarrers erfolgte durch den Propst des St. Patroklistiftes zu Soest als Archidiakon. Die Familie von Hörde hatte also keinen Einfluß auf die Besetzung kirchlicher Stellen bzw. auf die kirchliche Gemeinde. Als Inhaber des Vitsamtes wird sie aber wohl Einfluß genommen haben auf das individuelle Leben einzelner Bewohner von Mönninghausen. Die ersten Pfarrer sind unbekannt. Erstaunlich groß ist die Zahl der Pfarrer, die aus der Stadt Geseke stammten. Pfarrer Leo Keuth (1897 - 1910) ist noch in lebhafter Erinnerung. Sein Grabstein steht an der Westwand des Turmes. 1711 stiftete der damalige Pfarrer Hannemann (Familienstiftung) eine Vikarie. Es dauerte aber aus vielerlei Gründen noch längere Zeit, bis diese Stiftung zum Tragen kam. Die Vikarstelle konnte anfänglich auch gar nicht mit einem geweihten Priester besetzt werden, so daß Franziskaner aus Geseke einsprangen. Diese halfen auch immer bei der Seelsorge aus, besonders Sonntags und zu Feiertagen. |
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Wie üblich zu damaliger Zeit, hatte der Pfarrer Einfluß auf das Schulwesen. Zu den Beneficien gehörten auch die Küster- und Organistenstelle. Von Unbilden blieb die Pfarre nicht verschont. Die Reformation, vom benachbarten Lippstadt ausgehend, konnte aber nicht Fuß fassen in Mönninghausen. Auch Hexenwahn und Hexenglaube ergriff die Gemeinde. 1688 wurden zwei Ehepaare in Geseke verurteilt, 1682 war schon ein Hexenmeister dort exekutiert worden, die alle aus Mönninghausen stammten. Bis in die Neuzeit bestand die Besoldung des Pfarrers aus Naturalien. Die letzten Geistlichen in kurkölnischer Zeit waren Pastor Henke und Vikarius Helle. |
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Die Baupflicht für Pfarrhaus (1909, renov. 1972) und Vikarie (1869, renov. 1973; 2000) liegt bei der Stadt Geseke. Die neue Vikarie (genannt das Vitushaus) wurde am 18.6 2000 nach einer neunmonatigen Renovierungsphase (Architekt Bernhard Wiehen) feierlich eingeweiht.Natürlich wird das Patronatsfest St. Vitus am 15. Juni besonders feierlich begangen, auch mit einer Prozession. Die Zahl der Gemeindemitglieder war nicht sehr großen Schwankungen unterworfen. 1931 waren es 563, in den 70er Jahren 620, heute 604 Personen. (Im Ortsteil sind Anfang des Jahres 2000 735 Personen ansässig). |
Die Pfarrgemeinde war zwar nicht sehr groß, aber die Kirche zu klein. Die Grundfläche (innen) beträgt nur 129,78 qm! (Abgezogen werden mußten der Chor, die Flächen für Altäre, Kanzel und Beichtstuhl). Vor dem Krieg schon befaßte sich der Kirchenvorstand mit Erweiterungsplänen, die nach dem Krieg intensiviert wurden. Es gab verschiedene Möglichkeiten: Erweiterung durch Anbauten, Verlängerungen der Schiffe bzw. ihre Verbreiterung. Pläne gab es reichlich, auch lagen schon Zeichnungen verschiedener Architekten vor, die aber alle keine Billigung fanden. . |
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Diese historische Aufnahme zeigt den Standort des neugotischen Altares in der romanischen Pfarrkirche zu Mönninghausen |
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Heute muß man feststellen: Gott sei Dank! Nachdem Generalvikariat und Landesdenkmalamt alle Veränderungen an der alten St. Vitus-Kirche abgelehnt hatten, entschloß man sich zu einem Neubau (Architekt Dipl. Ing. Stiegemann), der östlich der alten Kirche errichtet, durch eine Sakristei mit dem alten romanischen Kirchenbau verbunden ist. Das neue Gotteshaus (Bauzeit 1962 - 1965) steht entgegen früherer Gepflogenheit in Nord-Südrichtung. Chor im Norden. Es handelt sich um eine sog. Saalkirche, einschiffig, Orgel im Süden, Stahlskelettbau. Verblendung mit Hausteinmauerwerk. Der Stein wurde in einem Geseker Steinbruch gebrochen und paßt sich der alten Kirche weitgehend an.Als der Neubau fast fertig war, wurde sofort mit der grundlegenden Restaurierung der alten St. Vitus-Kirche begonnen. Sie erbrachte ganz Überraschende Ergebnisse. Einzelne Ausstattungsstücke wurden in die neue Kirche, die natürlich das St. Vitus-Patrozinium hat, übernommen (s. unten). Die Restaurierung bzw. Renovierung erstreckte sich auf die Jahre 1964/67. Aber eine alte Kirche ist nie fertig. Vielleicht wird später noch einiges an und in diesem historischen Gotteshaus entdeckt. Erst nach der Restaurierung wurde die alte St. Vitus-Kirche allgemeiner bekannt, wird immer wieder von Fremden besucht. |
Auf einem etwas erhöht liegenden Kirchhof, auf dem bis 1926 noch bestattet wurde (neuer Friedhof östlich des Dorfrandes, seit der Zeit in Benutzung), liegt die romanische Kirche St. Vitus. Der alte Baumbestand, der ummauerte Kirchhof mit der südlich liegenden Vikarie, Rasenflächen und Plattenwege, alte Grabsteine, all das erhöht die Wirkung auf den Betrachter. Welche Kirche früher in Mönninghausen stand, ist unbekannt. Es fehlen Urkunden bzw. andere Hinweise darüber. Der jetzige Bau der alten Kirche wird auf die Mitte des 13. Jahrhunderts datiert, errichtet mit sorgfältig behauenen und verfugten Bruchsteinen, die aus hiesigen Brüchen stammen. Wie üblich, dürfte auch diese Kirche früher eine Putzhaut gehabt haben, die in Resten noch zu erkennen ist. Einmalig ist der Grundriß: er hat die Form eines griechischen Kreuzes, d.h. vier gleich große und gleich hohe Kreuzarme. Diese Form ist einzigartig in Westfalen, es soll nur zwei Kirchen dieser Art geben. Der gedrungene Turm erhebt sich über dem westlichen, der Chor befindet sich im östlichen Grundquadrat. Das Langschiff besteht also nur aus der Vierung und der Turmhalle, das Querschiff bilden die südlichen und nördlichen Kreuzarme. Maße von West nach Ost (innen) 19,02 m, von Nord nach Süd (innen) 15,40 m. Die Kreuzarme sind 5,58 m bzw. 5,77 m lang (innen). Die unterschiedlichen Maße innen sind auch zu erklären durch die Dicke der Putzschicht im Innenraum. Aber so ganz exakt entspricht der Grundriß doch nicht dem griechischen Kreuz mit vier gleichen Armen. Von außen ist das aber nicht auszumachen. |
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Äußerlich ist der Bau fast schmucklos. Der östliche Kreuzarm hat nach allen Seiten je ein Fenster, der nördliche nach Norden und Osten, der südliche nach Osten und Süden, der westliche nach Norden und Süden, außerdem ein kleines über dem alten Portal nach Westen. Im 16. Jahrhundert gab es Umbauten. |
St. Agatha ist eine in Westfalen beliebte Heilige, die u. a. um Hilfe und Schutz bei Feuergefahr angerufen wird. In Mönninghausen ist ihr das seltene Attribut der Lilie beigegeben. |
1860 wurden auch die Fenster verlängert, sie sind rundbogig. Die Solbankhöhen wurden bei der Restaurierung in der ursprünglichen Form wiederhergestellt. Verschiedene kleine, teils schlitzförmige Lüftungsöffnungen. Trotz der relativen Kleinheit imponieren die Giebel zum Norden, Osten und Süden. Unter den Giebeln teils kreuzförmige Lüftungsöffnungen. Die später angebaute Sakristei im Norden wurde abgebrochen (Im 18. Jahrhundert gab es noch keine Sakristei. Der Raum hinter dem Hochaltar wurde als solche benutzt.), ebenso der Heizungskeller an der Nordwand des Turmes. Das Mauerwerk wurde an diesen Stellen erneuert bzw. restauriert. Das gesamte Mauerwerk wurde mit einer Schlemme gegen weiteren Zerfall gesichert. |
Der quadratische Turm, der sich ja über dem westlichen Grundquadrat erhebt, hat Schallöcher in Höhe der Glockenstube und außerdem noch kleinere Lüftungs- bzw. Lichtöffnungen. Sicherlich waren das keine Schießscharten, dafür sind sie zu klein und schmal. Der Turmschaft reicht nur etwas über die Dachhöhe der Kreuzarme. Wie der Turmhelm früher ausgesehen hat, ist nicht bekannt. Der jetzige hat eine gotische Form. Die Höhe des Turmes einschließlich Turmhahn beträgt 39 m. Die Kupferdeckung erfolgte Anfang der 50er Jahre. Die Pultdächer über den Kreuzarmen waren früher mit Naturschiefer, seit 1950 mit Hohlziegeln gedeckt. Der Turmhahn ist neu. Der alte (jetzt im Pfarrhaus) diente amerikanischen Soldaten bei der Einnahme des Dorfes im April 1945 als Zielscheibe und wurde von Kugeln mehrfach durchlöchert. Ursprünglich hatte die Kirche drei Eingänge, und zwar im Norden, Westen und Süden. Letztere wurde einmal erneuert. Das nördliche Portal ist heute zugemauert. Es hieß im Volksmund Eselspforte. Im Kirchenraum dahinter befand sich die Eselsecke. (Früher wurden Lasten häufig mit Eseln transportiert. Die Esel sollen angeblich damals beim Kirchenbesuch vor dem Portal angebunden worden sein). Der westliche Turmeingang ist heute verschlossen. Eintritt in die Kirche kann z. Zt. nur durch das südliche Portal erfolgen. Die Werksteinportale wurden restauriert, ebenso die alten Portaltüren. An einem auslaufenden Wulst im Türgewände des südlichen Eingangs ist westlich des Portals ein verwitterter Männerkopf auszumachen. An der Westwand des nördlichen Kreuzarmes befindet sich in Kopfhöhe eine schmale Tür, zu der außen eine neuere steinerne Treppe führt. Sie wird als Zutritt zum Gewölbe und zum Turm benutzt. Eine geradlinig verlaufende Treppe, in der Dicke der Mauer der westlichen Wand, führt dorthin. Wie mächtig die Mauern sind, fällt beim Betrachten nicht sofort auf. Die Wandstärke beträgt über 1,2o m. Nach Beseitigung der äußeren störenden Anbauten bietet die romanische Kirche wieder einen Anblick, den sie wahrscheinlich zur Zeit der Errichtung gab. Wie lange Zeit die Erbauung gedauert hat, lässt sich nicht feststellen. Erfahrungsgemäß mehrere Jahre, wenn nicht Jahrzehnte. Betritt man den zentralisierenden Gewölbebau durch den südlichen Eingang, führen eine Stufe zur Schwelle und zwei Stufen ins Innere. Der Kirchenboden liegt tiefer als die Umgebung. Einmal erhöhte sich im Laufe der Jahrhunderte der umgebende Kirchplatz, zum anderen wurde der Holzbelag des Bodens entfernt. Sofort ist man überrascht und fast überwältigt von der Raumwirkung im Inneren der kleinen Kirche. Weder Pfeiler noch Säulen hindern den Blick, der von der Vierung aus alles erfassen kann. Kuppelige Gratgewölbe erheben sich über eckigen Wandvorlagen und spitzbogigen Gurten. Im westlichen Arm wurden Orgel und Bühne entfernt. Jetzt kommt die Turmhalle voll zu Geltung. Die nach Norden und Süden unmittelbar anschließenden Westwände der beiden Kreuzarme erlaubten zusammen mit der guten Druckableitung des betonten Spitzbogens ohne Gefahr die volle Öffnung zur Vierung hin. Beim Bau des Turmes waren also besondere statische Maßnahmen nicht erforderlich. Der Chor liegt eine Stufe höher, er erhielt einen Natursteinboden. An der Stirnseite der Stufe ist die Jahreszahl 1666 zu erkennen. Der Steinfußboden in der Vierung und den anderen Kreuzarmen wurde ergänzt. Reste des romanischen Putzes wurden in den Fensternischen entdeckt. In der gleichen Oberflächenstruktur sind Wände und Vorlagen neu verputzt worden. In der Ostwand beider Kreuzarme rechtwinkelige Nischen. Im Süden, Ostwand, gemauerter Altarblock mit Sepulcrum und Mensa. Auch die Altarplatte mit Weihekreuzen wurde entdeckt. Außerdem Nische für liturgische Geräte. Links neben dem Westportal wurde eine alte, aus Quadersteinen gearbeitete Weihwassernische im Mauerwerk gefunden. An der Westseite des Nordarmes flache Nische eines ehemaligen Heiligen Grabes. Hier auch, in Kopfhöhe, eine schmale Tür, die zur Treppe führt, die innerhalb der Wand in den Turm geht (s. oben). Zu der Tür geht keine Treppe. Man konnte nur mit einer Leiter dorthin gelangen. Der Turm diente auch als Zufluchtstätte. (s. Stiftskirche Geseke). Innen, an allen Eingängen in beiden Wänden rechteckige Öffnungen, in die Balken geschoben wurden, um die Eingänge zu verrammeln. (Wehrkirche!). |
Alle romanischen Kirchen hatten ursprünglich Ausmalungen. Die damaligen Menschen konnten nicht alle lesen. Heilsbotschaft und Glaubenswahrheiten wurden ihnen bildlich übermittelt (biblia pauperum). So war es auch in St. Vitus. Im Laufe der Jahrhunderte gab es immer wieder neue Übermalungen, dem Zeitgeschmack entsprechend. So zuletzt 1949. Bei der Restaurierung wurden nun überraschende Wand- und Gewölbemalereien aufgedeckt, vorwiegend aus der Zeit des frühen 15. Jahrhundert, aber auch noch kleine Reste aus früherer Zeit. |
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St. Vitus-Kirche 1850 |
Hinter der Kanzel der Rest einer Quaderung mit Doppellinien. Der Blick des Besuchers wird gefangen von der Gewölbemalerei im Chor. Auf dem Richterstuhl (sella curulis), der auf einem Regenbogen steht (Regenbogen = Symbol der Gnade) Christus mit einem roten Mantel bei nacktem Oberkörper und erhobenen Händen als Weltenrichter. Aus seinem Kopf wachsen Lilie und Schwert, Symbole für Unschuld und Schuld. Vor ihm, etwas tiefer, Maria 3und Johannes d.T. Im Hintergrund Engel mit Posaunen, die Gottes Lob verkünden, die Tote erwecken und zum Gericht rufen. In den Zwickeln stilistische Darstellung des ewigen Jerusalem und der Hölle. Im Vordergrund erheben sich Tote aus den Gräbern. Damals war diese Art von bildlicher Darstellung des jüngsten Gerichtes typisch. Sie wurde übernommen aus der byzantinischen Kunst. Über dem südlichen Nebenaltar Kreuzigungsgruppe. In den Gewölben variierendes Rankenwerk. Der Schlußstein im Chor zeigt ein fünfspeichiges Rad. Es könnte sich dabei um ein Ornament handeln. Es kann aber auch das Wappen der Familie von Hörde damit gemeint sein. Zum Abschluß der Restaurierung wurde eine spätgotische Apostelfolge an den Chorwänden freigelegt. Sie dürfte aus der selben Zeit stammen wie Weltgericht und Rankenwerk. Es sind 14 Figuren: 13 Apostel (einschl. Matthias) und allem Anschein nach die Mutter Gottes. Die Malerei ist nicht sehr gut erhalten, Attribute sind nur noch schwer erkennbar, Inschriftenreste jedoch mit Quarzlampe zu lesen. |
Schon nach Beendigung des Krieges wünschte die Gemeinde neue Kirchenfenster, die damals kompensiert werden mußten. In dieser Zeit entstanden das Fenster im Chor (Christus König) und das kleine Fenster in der Turmhalle (Corveyer Wappen). Alle übrigen Fenster wurden in einfacher Form neu verglast, die Windeisen erneuert. Man kann sich heute kaum mehr vorstellen, wie vollgepackt früher die kleine Kirche war. 1649 wurde ein Katharinenaltar durch Weihbischof Frick konsekriert. 1729 ist von drei Altären die Rede: Hochaltar zu Ehren des hl. Vitus, Seitenaltäre St. Nikolaus und St. Anna. |
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Die neue Vikarie südl. von St. Vitus |
Es muß auch früher ein Sakramentshäuschen vorhanden gewesen sein, (Stiftung Alhard v. Hörde d. A. zu Störmede), das aber im 18. Jahrhundert schon nicht mehr eigens erwähnt wird. 1692 wird eine Orgel aufgeführt. Sie wurde vom Lehrer gespielt, der auch Küster war. 1717 stand der Beichtstuhl im Chor. Dieser barocke Beichtstuhl heute im Nordflügel. Er ist von einfacher, aber sehr ansprechender Form. Orgel und Bühne verschwanden bei der Restaurierung. Die Orgel war mehrmals verändert und teilerneuert worden, nicht mehr zu verwenden. Ein schöner Barockaltar war, dem Zeitgeschmack entsprechend, um die Jahrhundertwende von einem neugotischen ersetzt worden. Dieser wurde abgebrochen (Reste im Pfarrhaus). Jetzt steht im Chor ein einfacher Altartisch (mensa). Davor eine barocke Chorschranke (Baluster, Holz). Im Chor, also Ostarm, eine großartige barocke thronende Maria mit Krone. Auf ihrem rechten Knie stehender Jesusknabe (Holz, Fassung erneuert). Ob diese Figur vom alten Barockaltar stammt, ist fraglich. Von diesem alten Altar erhalten blieben zwei Kapitelle, jetzt in der Nische für das Hl. Grab. Vor allem aber zwei wunderschöne Figuren, die in die neue Kirche übernommen wurden: Der hl. Vitus und der hl. Liborius mit ihren Attributen. (Holz, Fassungen teilw. erneuert). In der Vierung hängt eine Strahlenkranzmadonna (17. Jahrh., Holz, Fassung restauriert), sog. Doppelmadonna. Im Nordarm (nördl.Wand), neben dem Beichtstuhl, Epitaph (Stein, 18. Jahrh.) mit Wappen, das nicht sicher zu deuten ist. Die lateinische Inschrift ist kaum zu entziffern. Es handelt sich um den Grabstein eines Pfarrers. Der Stein ist stark abgetreten, muß also früher im Boden gelegen haben. Es war ja üblich, daß Pfarrer in der Kirche bestattet wurden. Die barocke Bestuhlung (renoviert) entstand 1691, so kann man an einer Wange lesen. Der Kreuzweg, wahrscheinlich aus dem Anfang des 19. Jahrh., wurde in die neue Kirche übernommen. Überstellt in den Neubau wurde auch der Taufstein: quadratisch auf Mittelstele mit 4 Ecksäulen auf einstufigem Podest (Marmor). Taufsteinseiten mit Ovalmedaillons, darin Reliefs der 4 Evangelisten mit ihrem Attributen. Laut Inschrift ließ Pastor Petrus Dunsche den Taufstein anfertigen. An einer Taufsteinseite und an der Basis die Jahreszahl 1659. Holzdeckel Ende des 19. Jahrh. Runder Deckel mit angedeuteten rechteckigen Schindeln und aufgesetzter Laterne. Diese Form des Taufsteins ist einmalig in Westfalen. Mit in die neue Kirche wurde auch eine große Holzfigur (ungefaßt) des hl. Judas Taddäus genommen, ein typische Beispiel der sakralen Kunst aus den 30er Jahren. Besonderer Verehrung erfreut sich eine neugotische Pieta aus Holz, jetzt in der neuen Kirche. Bei einem Brand wurde sie weitgehend verkohlt. Die barocke Kanzel, früher zwischen Ost- und Nordarm, fand eine würdige Verwendung in Altenbüren, wo sie gut in die dortige barocke Kirche paßt. |
Unter den liturgischen Geräten sticht hervor eine sog. Zylindermonstranz (Silber, vergoldet, graviert, granuliert, gesägt, gegossen und punziert). Wahrscheinlich eine Stiftung des Alhard von Hörde d.A. zu Störmede. Sie zeigt nämlich auch eine lippische Rose und ein Fünfspeichenrad. Beschauzeichen sind nicht sicher zu deuten. Inschrift: ECCE PANIS ANGELORUM, FACTUS CIBUS VIATORUM. Lt. anderer Inschrift restauriert 1860. Fuß und Schaft sechsteilig, Knauf gerippt, Gefäß Zylinderform mit Flügeln, Streben, Figürchen (hl. Petrus u. hl. Augustinus, Madonna mit Kind) und Baldachin, gekrönt von einem Kreuz mit Korpus (16. Jhdt., Augsburg ?). Ein Lavabo (Bronze, 16. Jhdt.), jetzt im Pastorat, hat zwei Tüllen mit angedeuteten Tierköpfen. Der Bügel wird von zwei Frauenköpfen am oberen Rand gehalten. Das Gefäß ist 32 cm lang und 33 cm hoch. Drei Glocken im Turm der alten Kirche rufen die Gläubigen. Zwei sind neu. Die 3. ist von 171o, hat einen Durchmesser von 0,92 m. Ihr Schicksal ist etwas auffällig. Zweimal wurde sie in den Kriegen beschlagnahmt, aber immer wieder auf Glockenfriedhöfen aufgefunden. Die für die Glocken erweiterten Klangöffnungen am Turm wurden bei der Restaurierung rekonstruiert. Früher wurden die Glocken mit einem Seil geläutet, und zwar in der Glockenstube. Für die Glocke, die zum Angelus läutete und die bei der Wandlung angeschlagen wurde, ging das Glockenseil bis in die Turmhalle. Diese konnte also vom Kirchenraum aus geläutet werden. Laut letztem Realschematismus (1988) liegt die Baupflege des Turmes bei der Stadt Geseke, die Baupflege für das Kirchengebäude bei der Pfarrgemeinde. |
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Der Pfarr- und Kirchenpatron St. Vitus wird mit einem Raben auf einem Buch und dem Palmzweig eines Märtyrers dargestellt. |
Architekt, Künstler und Handwerker, die bei der letzten Restaurierung mitwirkten, sind bekannt. Die Namen aus früheren Jahrhunderten kennt niemand, weder von den Baumeistern, Steinmetzen noch Bildhauern. St. Vitus in Mönninghausen wird von den Gemeindemitgliedern geliebt, von Kennern westfälischer sakraler Kunst geschätzt, zunehmend von fremden Besuchern bewundert. Seit fast 800 Jahren verkündet die kleine Dorfkirche Gottes Lob. |
Pietà in Mönninghausen |
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(Anmerkung: Der Bericht wurde von Hermann Hinteler 1993 verfasst und hier nur leicht redaktionell geändert; der überwiegende Teil der s/w Bilder stammen von Klaus Lerchl und dem Verein für Heimatkunde Geseke sowie der Kirchengemeinde Mönninghausen.) Quellen und Literatur:
Ders.: Hexenwahn und Hexen-Geseke. In: Geseker Heimatblätter, Nr. 79, Juli 1958
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www.moenninghausen.de |
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