Die Hudegemeinschaft und Hofstellen und ihre Namensentwicklung

 

Schon bei der Gründung von Mönninghausen hatte man die Höfe und Hausstellen an den Rand der zur Hellwegebene gehörenden Lehmböden gebaut, während nördlich davon das wesentlich niedrigere Bruch lag. Dieser Bereich war deshalb häufiger Überschwemmungen ausgesetzt. Die Trennlinie war im Nordwesten des Dorfes nicht so interessant, weil die dornigen Sandböden zur damaligen Zeit wenig ertragreich waren.

Diese Linie führte an den nördlichen Häusern der Corveyer Str. und des Brandenbaumer Weges vorbei. Die dortigen Häuser lagen am Damm und werden noch heute „Die Dammecke" genannt. In dem Buch „Das Lippeamt Boke" beschreibt Dr. Tönsmeyer den Verlauf der Jagdschnade am 5. November 1704. Sie wurde wie folgt festgelegt: „Von der Mühle am Brantenbaum in Garfein durch den Möncher (Mönninghauser) Damm über die Vogelstange durch die Kükenstraße auf den Hof Harke um die Öchtringhäuser Kämpe vor den Laubusch". Auch einige Familien bezogen ihren Namen darauf, so z. B. „Dammhaus" (später Dunker-Meyer) und das Haus „Wiehendamm" (später Lecke-Berkemeier). Die Trennlinie führte dann etwa 100 Meter an der Kirche nach Osten weiter und südlich am Hof Peitz-Vöhteich vorbei.

Dort und Ackerfluren lagen also südlich und das Bruch nördlich von dieser Linie. Das Feld stand mit vielen Einzelparzellen im Eigentum der Dorteingesessenen und wurde ackerbaulich genutzt. Hier wurde erst um 1870 separiert, das heißt zusammengelegt. Zu dieser Zeit gab es in diesem Bereich auch Waldflächen. Zentren waren im Bereich Klebolte und rechts vom Hörreweg, Heubrenken genannt, der sich über die Landstraße nach Bönninghausen bis in die Pleiten erstreckte. (Der Weg von Mönninghausen zur Bönninghäuser Mühle wurde früher immer Oesternweg genannt.) Die letzten Reste davon sind „Gerwins Busch" und einige Baumgruppen mit Eichen. Ein dritter Waldbereich lag südwestlich des Dorfes vor und hinter der Bahn, die erst nach 1850 in Betrieb genommen wurde. Der jetzige Westenfeldweg wurde immer „Lohbuschweg" genannt.

Das Bruch wurde von der Hudegemeinschaft (Hütegemeinschaft = Weidegemeinschaft) - manchmal auch einfach „Gemeinheit" genannt - als Weideland bewirtschaftet. Die vom damaligen Gemeinderechner Kattendick erstellten Mitgliederlisten belegen, dass um 1823 einschließlich des Pastorats, der Vikarie und der Küsterstelle etwa 180 Kühe von 75 Kuhhaltern in der Gemeinschaft gehalten wurden. Da die Zahl der Hof- und Hausstellen in vielen Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts unter 80 lag, kann man davon ausgehen, dass fast alle Familien an der Gemeinschaft beteiligt waren. Aus der oben genannten Mitgliederliste ergibt sich folgende Verteilung der Kuhzahlen: 1 Hofstelle mit 8 Kühen, 1 mit 6, 6 mit 5, 11 mit 4, 9 mit 3, 18 mit 2 Kühen und 25 Hofstellen mit 1 Kuh.Die Verwaltung war Angelegenheit der Gemeinde. Am 27. Juli 1847 heißt es im Protokoll der Gemeindevertretung: „[...] wurde vorgetragen, daß es mit dem hiesigen Zuchtochsen gefährlich sei, diesen mehr auf die Weide gehen zu lassen, indem mir am 26. diesen Monats durch den Flurschützen vom Hirten angezeigt wurde, selben bei Lebensgefahr nicht mehr hüte. Sämtliche Anwesenden gaben dazu ihre Einwilligung und beschlossen, diesen zu verkaufen und einen neuen zu beschaffen." Gemeindevertreter waren zu dieser Zeit: Vorsteher Hagedorn, Heinrich Bierkamp, Pankrath König, Heinrich Jakob, Heinrich Niermann und Rötz. Im Januar 1849 heißt es im Gemeindeprotokoll: „Auf dem sogenannten Milgegeplatz der Gemeinde Mönninghausen stehen mehrere Weiden und Pappeln, die im Wachsthum' nicht mehr zunehmen und zum größten Teil abgestohlen werden. Es wurde hierüber beschlossen, diese zum Besten der Gemeinde zu verkaufen." Der Ausdruck „Milgeplatz" bedeutet „Melkeplatz". Nach einer anderen Überlieferung wurde dieser Platz, der am Dorfrand lag, auch „Neoneplatz" (Neone = Ruhe) genannt.

Die Gemeindevertretung beschloss am 9. April 1853 „[...] den Flurschützen zu entlassen, weil er seinen Verpflichtungen nicht nachgekommen ist und die ärgsten Hudefrevel hat stattfinden lassen. Ferner hat er die Fahrgeleise nicht geebnet." Als Nachfolger wurde Heinrich Thewes bezeichnet. Er wurde herbeigeholt und nahm das Amt „vorläufig auf ein Jahr" an. Im Jahre 1854 bekam Thewes wegen seines Diensteifers 4 Thaler Zulage, im Ganzen jetzt 24 Thaler.

Nachdem im Jahre 1816 unsere Heimat zu Preußen gekommen war, wurden umfangreiche Reformen mit dem Ziel der Privatisierung der Allgemeinhuden (auch Spezialteilung genannt) in Gang gesetzt. Das galt somit auch für das Mönninghäuser Bruch. Der erste Schritt war die Markenteilung. Neben den Mönninghäusern hatten auch die Freiherren von Hörde, der Graf von Bochoitz und die „Bennighäuser" Huderechte. Der Freiherr von Hörde und der Graf von Bochoitz (später die Freiherren von Ketteler) bekamen den östlichen Teil des Bruches, genannt die „Riämsken Wiesen" (abgeleitet aus Schwarzenrabenschen Wiesen"). Der Bönninghausener Anteil lag am Planweg vom Vitusweg nach Runig bzw. südlich des Bruchweges bis zum Hof Peitz-Vöhteich. Ein Rest des früheren Bönninghäuser Triftweges (Viehtreibweg) ist heute noch erhalten. Es ist der Grasweg, der etwa 200 Meter westlich vor der Einfahrt des Vitusweges nach Peitz-Vöhteich nach Norden zu den Bönninghäuser Flächen führt.Die endgültige Zuweisung der Flächen an die Hudegenossen erfolgte Ende der 50er Jahre des 19. Jahrhunderts. Die Größe der Flächen richtete sich nach der Anzahl der Tiere, die in die Hudegemeinschaft eingebracht wurden bzw. die man im Winter durchfüttern konnte. So bekamen die Halter pro Kuh 4 bis 5 Morgen Weide zugeteilt, je nach Bodenqualität, die von Osten nach Westen schlechter wurde. Nordwestlich des Schützenplatzes behielt die Gemeinde etwa 25 Morgen als „Gemeindegliedervermögen" zurück, um „Neusiedlern" mit 2 Morgen Zuteilung eine kleine Viehhaltung zu ermöglichen. Diese Flächen wurden erst um 1936 als Eigentum im Grundbuch über­tragen.

Nachdem auch die Separation der Feldflächen nach dem Rezess von 1872 in Mönninghausen und auch in den umliegenden Ortschaften abgeschlossen wurde, war eine Bewirtschaftungsstruktur ge­schaffen worden, die dann fast 100 Jahre gehalten hat.

 

Haus- und Hofstellen und ihre Namensentwicklung
 

Die bereits erwähnten Mitgliederlisten der Hudegemeinschaft von 1823 bis 1825 geben auch einen interessanten Einblick in die Dortstruktur und Namensentwicklungen der einzelnen Haus- und Hofstellen. 

Die Namen in den Mitgliederlisten wurden im Uhrzeigersinn - rund um das Dort - aufgeführt. Entsprechend waren auch die Hausnummern zugeteilt. Erst im Jahre 1960 wurden Straßennamen offiziell eingeführt und neue Hausnummern diesen zugeordnet. Zu den ursprünglichen Namen der Mitgliederlisten soll auch ihre weitere Entwicklung auf den Haus- und Hofstellen soweit wie möglich aufgezeigt werden.

Die heute gültigen offiziellen Namen sind im Folgenden fett gedruckt. Die eingeklammerten Namen sind bis heute in der Umgangssprache üblich bzw. waren es bis vor wenigen Jahrzehnten. Im Plattdeutschen wird manchmal eine etwas abgewandelte Form gebraucht. (Die folgende Namensliste beginnt an der Lehmenkuhle und geht dann im Uhrzeigersinn weiter.)

Alte Hofstelle der Familie Niggehüser; jetzt altes Feuerwehrgerätehaus

Namensliste:

Schmidt - Gutland - Weßling (von Wiehen Hof kommend, der etwa an der Stelle des jetzigen Hauses Rennkamp - Schoppen stand) - Heicks - (Wuin) 

Bürges - Beine - Niermann (Bürges)

Gerwin - Jakob - (Gerwins); Aussiedlung um 1970 an die Geseker Str. in die Feldflur

- Übernahme der alten Hofstelle durch Franz Jakob

Peitzmeyer - Peitzmeyer (Peitzmeyer); Aussiedlung um 1965 an den Vitusweg, alte Hofstelle jetzt Haus Wohlgemuth

Lammert - Meilfes - (Lammers), durch Erbgang an Hilleke; die Hofstelle auf dem jetzigen Spielplatz/ Heimathaus brannte im Jahr 1962 ab.

Rohe - Schlüter - Kröger - jetzt Haus Stockter; Schlüter baute um 1922 an den Vitusweg

Meilfes - Niermann (Meilfes) 

Paul - Paul (Pauls)

Hagedorn - Schnelle - Köhler - Rennkamp (Hagedorns) Hofstelle jetzt Unternehmen Hunold-Knop

Niermann - Thiemeyer (Nuiermers)

Bertels (das Haus stand südlich des Hauses Hunold, bereits vor 1900 siedelte man aus an den jetzigen Vitusweg) - Schweins (Berteis)

Hunold - (Hunold)

Böhner - Hunold (jetzt Unternehmen Hunold -Knop)

Vollmer - (Vollmers) 

Mühlen - Mühlenmeier - Dicke (Mühlen)

Schröer - Ademmer (Schreis). Der Hof stand an der Stelle der Siedlung Rünkamp. Aussiedlung um 1965 in die Nordenfeldmark, Verlarer Weg.

Bierkamp - Schmidt (Bierkamps). Der Hof stand an der Stelle der Volksbank. Um 1965 erfolgte die Aussiedlung an den Haunstweg.

Kraeßmeyer - Rath - Nolte (Kraus) 

Volmertün - Schniedermeier (Volmertüns) 

Winter - Klute - Haselhorst - Nachtigal (Wins) 

Knepper - Jaßmeier, (Knaps) Gastwirtschaft

Kastrup - Samson - Hesse - Kaup (Kastrups). Das Haus stand früher zwischen Knepper/Jaßmeier und Rötz/Hoppe. Schon vor 1900 wurde die Hofstelle aufgegeben und an den früheren Schützenplatz gebaut.

Rötz - Gutland - Hoppe (Rötz) 

Herde (?)

Küker - Niermann (Küken) 

Wieneke - Lukas - Koch (Wieneken)

Rakemeyer - Ludewigt - (Raken). Die Hofstelle wurde bereits vor 1900 aufgegeben. Die Ruinen der Hofstelle waren noch nach dem 2. Weltkrieg zwischen Koch/Wieneke und jetzigem Haus Lammert zu sehen. Ludewigt übernahm die Hofstelle Kattendik.

Krebs - Voits (Voits)

Lucke - Heiler - Schönne. Die Hausstelle wurde aufgegeben, an der Stelle steht jetzt Haus Lammert

Pieper (Flicks)

Hölscher - Rennkamp (Hölscher), jetzt Strake; Rennkamp baute an der Raute.

Sprinkmenze - Sprick - Link (Sprinkmenzen) 

Wietfeld - Melcher - Link (Wietfelds)

König - Schweins (Kühns); Aussiedlung um 1965 an den Haunstweg, Übernahme der alten Hofstelle durch Franz Schweins, später Verkauf an Familie Bertelsmeier.

Becker - Hunold - Dirksmeier (Becks)

Heiler (Heilen)

Winkeler - Bartmeier - Richter (Winkeln)

Tiras - Hille - Dunker; die Hausstelle wurde an Richter verkauft; Neubau an der Corveyer Straße

Sprenger - Hesse (Sprengers) 

Sandhoff - Niermann (Sans)

Schlenkemeyer Speckemeyer - Lünne (Schlenken)

Kuhlmann - Farke - Brunnert - Kaemper (Kiul) 

Köhne - Löke - Schulte - jetzt Erben (Löken) 

Dammhaus - Dunker - Meyer (Dunkern) 

Reker - Weßling (Rekers) 

Senger - (Sengers)

Wiehendamm - Lecke - Radine - Berkemeier (Liärken)

Abraham Weinberg (ein Jude aus Hörste, der sein Anwesen verkaufte) - Rath - Niermann (Juden)

Schweins - (hier zeigt sich besonders, wie sich die Namen im Laufe der Zeit ändern können;) Schweins- Kord (Konrad) - Schwankord - Niermann (Schwankors), jetzt Erben

Menze - Peitz - Schulte (Menzen)

Pieper - Köhler - Jaßmeier - Biggemann (früher gen. Puiper)

Jakob - Fernhomberg (Jobs)

Mertensmeier - Jakob - Weßling (Mertens)

Büchter - Kramer (Buchs), jetzt Haus Lüchtefeld

Schulte - Schulte - Haus Lüchtefeld

Kattendick - Göbel(?) - Ludewigt (Kattendicks)

Hesse - Rülle (Hessen)

Vietsmeyer - Schulte - Schnelle (Vuits)

Flüchter - Brock - Woracek (Flüchs)

Geels - (Gehls), jetzt Erben

Rennkamp - (Rennkamps)

Müller - Rath - Beine - Hilleke (Müllers); Aussiedlung um 1965 an den Vitusweg, alte Hofstelle Haus Deimann, jetzt wieder verkauft

Niggehüser (Niggehüsers); Aussiedlung um 1965 an den Bruchweg, alte Hofstelle jetzt Parkplatz und Feuerwehrgerätehaus

Specken - Bartmeier - Runig (Specken). Der Hof stand an der Stelle der alten Schule auf dem Hofe Ludwigt. Schon im 19. Jahrhundert erfolgte die Aussiedlung in das Bruch, Bruchweg.

Ludewigt - Ludwigt 

Schlüter - Kattendick - Schulte - Gutland (Schlüts)

Voedicker - Peitz (Vöhteichs - abgeleitet von dem früher sich dort befindlichen Viehteich? Es gibt auch andere Deutungen.)

Text von Franz Ludwigt, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors, Veröffentlicht in „Geseker Heimatblätter“, 61. Jahrgang, September 2003, Nr. 450; Quellen: Unterlagen der ehemaligen Gemeinde Mönninghausen im Stadtarchiv Geseke und mündliche Überlieferungen.

www.moenninghausen.de